Am Tag bevor Ollie Bearman beim Großen Preis von Aserbaidschan 2024 am Steuer von Kevin Magnussen saß, stellte sich der Fahrer dem Haas-Team vor. Bearman begrüßte am Donnerstag alle und stellte so eine frühe Verbindung zum Team her.

Nachdem er seine Medienarbeit erledigt hatte, begann für Bearman’s wahre Aufgabe am Freitag. Da der spätere Zeitplan der Formel 1 ihm eine seltene Pause von seinen üblichen Aufgaben in der Formel 2 am frühen Morgen bescherte, setzte sich der Youngster für seine erste F1-Erfahrung in Baku ins Auto. In der Session absolvierte Bearman zwei Medium-Stints, gefolgt von einem Run auf weichen Reifen. Ollie beendete das Rennen auf Platz 11 vor seinem Teamkollegen Nico Hülkenberg, obwohl letzterer mit DRS-Problemen zu kämpfen hatte.

Was am meisten auffiel, war die Gelassenheit von Bearman’s. Sein Funkgerät blieb während der gesamten Session meist stumm, abgesehen von einem Moment, in dem er während eines langen Stints Reifenabbau meldete.

Das ist typisch für Rookies, sie nehmen einfach so viel auf, erklärte Ed Brand, Haas' Ingenieur für Fahrerleistung und Strategie. Im FP2 war Bearman noch dicht an Hulkenberg dran, belegte Platz 10 und bewies, dass er in der Lage ist, die erfahreneren Fahrer herauszufordern.

Der Samstag brachte den ersten großen Rückschlag. Im FP3, unter grauem Himmel und auf einer glatten Strecke,puschte Bearman zu hart und blockierte seine Reifen, wodurch er in Kurve 1 in die Leitplanke einschlug. Seine Session war nach zwei Runden beendet, was seinem Team die schwierige Aufgabe gab, das Auto vor dem Qualifying wieder aufzubauen. Trotz des Unfalls belohnte Bearman das Team für seine Bemühungen, indem er Hülkenberg überholte und nach einem Fehler nur knapp Q3 verpasste. Bearman’s Frustration war offensichtlich, denn der Fahrer schlug nach der Sitzung auf sein Lenkrad.

Das Rennen selbst war eine gemischte Sache. Aufgrund einer Strafe gegen Lewis Hamilton von Platz 10 gestartet, kämpfte Bearman früh mit der Pace und verlor Zeit, weil er seine Reifen zu sehr schonte. "Ich habe im ersten Stint einfach viel Zeit verloren, weil ich nicht schnell genug gefahren bin; gab Bearman später zu. Sein Team räumte auch Kommunikationsprobleme ein, da es ihn nicht über die Notwendigkeit einer aggressiveren Fahrweise informiert hatte. Im zweiten Stint war Bearman in Form und schloss die Lücke zu Hülkenberg, der sich ein Duell mit dem Williams-Duo lieferte.

Als sich das Rennen dem Ende näherte, hielt sich Bearman auf Platz 13, als eine Reihe von Ereignissen ihm zum Vorteil gereichte. Hülkenberg streifte die Mauer und beschädigte sein Auto, dann traf er auf Trümmerteile der Kollision zwischen Sergio Perez und Carlos Sainz. Dies öffnete die Tür für Bearman, der Hamilton an Hulkenberg vorbei auf Platz 10 folgte und sich damit seinen zweiten Punkterang in dieser Saison sicherte.

Nach dem Rennen fasste Haas-Teamchef Ayao Komatsu das Wochenende von Bearman zusammen: “Nicht perfekt, aber ziemlich beeindruckend.” Der Rookie hat nicht nur auf der Strecke Punkte gesammelt, sondern auch abseits davon einen noch größeren Eindruck hinterlassen. Seine schnelle Auffassungsgabe, seine zuvorkommende Haltung und seine Professionalität haben ihn bereits zu einem geschätzten Mitglied des Haas-Teams gemacht. Wie ein Insider es ausdrückte, fühlt sich Bearman bereits wie “einer von uns”